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Etappe 120: Von Shelek nach Almaty

Veröffentlicht: 21.07.2022


Am nächsten Morgen steuerte ich die erstbeste Tankstelle an der Autobahn auf der Suche nach WLAN an. Und tatsächlich hatte ich Glück! Das Display meines Handys hatte zwar genau dann ein Blackout, aber ich konnte immerhin mit meinem Tablet ein paar Mails als Lebenszeichen versenden. Auf der weiteren Fahrt nach Almaty war das Wetter endlich etwas besser und es ging immer geradeaus auf der Autobahn entlang. Das machte die Fahrt zwar nicht besonders abwechslungsreich, aber immerhin konnte ich mich so auch ohne Navi nicht verfahren. Leider wurde es nicht besser mit meinem Handy, ganz im Gegenteil. Es gab völlig seinen Geist auf, die Regentage in Kasachstan waren einfach zu viel. Ich konnte sowieso erst in Almaty auf Ersatz hoffen, also einfach immer weiter auf der Autobahn.

30 Kilometer vor Almaty musste ich dann noch durch eine Mautstation. Eine Preisliste für Radfahrer gab es natürlich nicht. Die Bezahlung war auch nur an Automaten möglich. Ich fragte einen Arbeiter, der gerade eine Leitplanke anpinselte, ob ich einfach durchfahren könne, er nickte nur mit dem Kopf und lachte. Trotz Kameraüberwachung war ich mir sicher, dass sich niemand die Mühe machen würde, mich zu behelligen.

In Almaty wurde es dann etwas knifflig. Die Stadt hat immerhin zwei Millionen Einwohner, und ohne Navigation das Zentrum zu finden, war schwieriger als gedacht. Auch schienen die meisten Restaurants kein WLAN zu haben. Ein paar nette ältere Russinnen konnten mir zumindest die grobe Richtung zeigen. Dort fand ich dann ein für mich viel zu edles koreanisches Restaurant mit WLAN. Mit dem Tablet konnte ich dann endlich ein Hostel buchen, das Essen war eigentlich nicht in meiner Preisklasse und ich war dreckig und ungeduscht, es ließ sich aber niemand etwas anmerken. Im Hostel angekommen konnte ich endlich wieder Lebenszeichen geben und war auch gut erledigt.

Am nächsten Tag wollte ich erstmal ein wenig die Stadt erkunden, in der Hoffnung, dass sich mein Handy noch spontan von selbst heilen würde (Spoiler: tat es nicht). Es ging durch einen großen Park, in dem unter anderem die Zenkov-Kathedrale und ein paar verrückte Propaganda-Monumente zum ersten und zweiten Weltkrieg standen. Generell fiel mir auf, die grün und westlich die Stadt war. Hier fühlte ich mich sehr wohl, auch mit Englisch kam man etwas weiter als im Rest Kasachstans. Abends lernte ich noch unter anderem einen netten Russen kennen, der mit seinem Auto geflüchtet war und nun im selben Hostel übernachtete, auf der Suche nach einem Job. Es sollte nicht der letzte Abend sein, an dem ich ein paar Biere mit ihm verkostete. Praktischerweise gab es einen Spezialitätenladen direkt um die Ecke!

Am nächsten Tag stand erstmal die Handyreparatur an. Auch das gestaltete sich schon als schwierig, da sich die ersten drei bei Google angegebenen Läden als Reinfall entpuppten. Durch Nachfragen fand ich schliesslich einen Laden, in dem der Besitzer sogar Englisch sprechen konnte. Nach ca. 20 Minuten Reparaturversuchen war klar: das Motherboard ist durchgerostet und damit irreparabel. Tja, schade! Im Gespräch kriegte der Besitzer mit, woher ich kam und wie lange ich schon mit dem Rad unterwegs war. Daraufhin eskalierte er völlig und schenkte mir eine Riesenpackung Datteln und Sonnenblumenkerne. Außerdem musste ich nichts für den Reparaturversuch zahlen und seine Frau half mir noch, ein neues Handy im Geschäft nebenan zu kaufen. Das nenne ich mal Gastfreundschaft! Er bot mir auch an, ein Geschäft mit mir zu eröffnen. Ich könnte doch einfach ein paar moderne Metalldetektoren in Europa kaufen, die könnten wir dann gewinnbringend in Kasachstan weiterverkaufen. Dort gäbe es wohl noch viele unerschlossene Goldvorkommen, die zu tief in der Erde für ihre Detektoren seien. Naja, mal schauen! Auf jeden Fall half die Begegnung mit ihm enorm, nach ein paar verkorksten Tagen meine Reiselust in Kasachstan zu steigern. Mit funktionierendem Handy konnte ich mich endlich um meine SIM-Karte kümmern und war nun wieder voll einsatzbereit. Es ging über den grünen Basar, durch ein paar weitere Parks und schließlich mit der Seilbahn auf den Hausberg Almatys, den Koktebe, mit angeschlossenem Park. Ich blieb noch einen weiteren Tag in Almaty, um mich auszuruhen und noch mehr zu proBIERen. Nach insgesamt vier Tagen bekam ich einen Anruf von Aman und damit eine Einladung zu einer befreundeten Uiguren-Familie, die in der Nähe von Almaty wohnt. Er hatte dort ein paar Tage gearbeitet und freute sich nun auf ein Wiedersehen mit mir. Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen!

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